Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2009; 44(4): 268-274
DOI: 10.1055/s-0029-1222434
Fachwissen
Anästhesiologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zerebrale Mikrodialyse – Möglichkeiten und Grenzen

Cerebral microdialysis. Options and limitsOliver P. Gautschi, Martin Seule, Dieter Cadosch, Marc Land, Jean–Yves Fournier, Gerhard Hildebrandt
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Publication Date:
14 April 2009 (online)

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Zusammenfassung

Die zerebrale Mikrodialyse (CMD) ist ein minimal–invasives Monitoringverfahren bei Patienten mit Subarachnoidalblutung oder schwerem Schädelhirntraumata. Mit dieser Methode kann ein umfangreiches Spektrum von Substanzen im Hirngewebe untersucht werden, mit Hilfe derer ein frühzeitiges Erkennen zerebraler Ischämien und sekundärer Gehirnschäden möglich ist. Die CMD wurde in den frühen 70er Jahren entwickelt. Heutzutage sind durch im Handel erhältliche Katheter sowie am Krankenbett verfügbare Messgeräte Echtzeitmessungen bei Patienten auf der Intensivstation möglich. Im Folgenden werden die Prinzipien der CMD, die am häufigsten verwendeten Biomarker und die Möglichkeiten der klinischen Anwendung besprochen.

Summary

Cerebral microdialysis (CMD) is a minimal–invasive monitoring technique for patients with subarachnoidal haemorrhage or severe traumatic brain injury, which allows the investigation of a wide spectrum of compounds in the brain tissue. The aim is a precocious identification of cerebral ischemia and secondary brain damage. The method was introduced in the early 1970s. By using commercial equipment it is nowadays possible to conduct on–line analysis at the bedside in the intensive care unit. The following article discusses the principles of CMD, the most commonly used biomarkers and the options during neurointensive care.

Kernaussagen

  • Die zerebrale Mikrodialyse (CMD) ist ein minimal–invasives Monitoringverfahren bei Patienten mit Subarachnoidalblutungen (SAB) und schweren Schädelhirntraumata (SHT).

  • Das fundamentale Funktionsprinzip der CMD basiert auf der Nachahmung einer Blutkapillare.

  • Der Mikrodialysekatheter besteht aus einer feinen, doppellumigen Sonde, die an ihrem Ende mit einer semipermeablen Dialysemembran ausgestattet ist.

  • Patienten mit schwerem SHT benötigen neben der zerebralen Mikrodialyse zusätzlich ein Monitoring des intrakraniellen Druckes und des zerebralen Perfusionsdruckes.

  • Das Ziel der CMD ist die frühzeitige Erkennung zerebraler Ischämien und sekundärer Gehirnschäden.

  • Die Mikrodialysekatheter sollten in das Risikogewebe (umgebendes Gebiet einer Massenläsion nach SHT oder in das Versorgungsgebiet, welches sehr wahrscheinlich von einem Vasospasmus nach einer SAB betroffen sein wird) eingelegt werden.

  • Aufgrund möglicher Implantationsartefakte gibt es eine Zeitspanne von ungefähr 1 Stunde mit unzuverlässigen Werten unmittelbar nach Implantation.

  • Glutamat und der Laktat–Pyruvat–Quotient sind sensitive Marker für die Entstehung einer Ischämie. Die Laktatkonzentration alleine ist kein zuverlässiger Marker für eine Ischämie. Glukose, Glycerol und Glutamat sind weitere Marker einer beginnenden Ischämie.

  • Nach einer SAB kann mittels CMD das Auftreten eines verzögerten ischämischen Defizites, welches häufig mit einem Vasopasmus vergesellschaftet ist, 11–23 Stunden vor seiner klinischen Manifestation diagnostiziert werden.

  • Die CMD kann in Verbindung mit anderen Neuromonitoringtechniken die therapeutischen Bemühungen in der Prävention sekundärer Gehirnschäden günstig beeinflussen.

Literaturverzeichnis

Dr. med. Oliver Gautschi
Dr. med. Martin Seule
Dr. med. Dieter Cadosch
Dr. med. Marc Land
Dr. med. Jean–Yves Fournier
Prof. Dr. med. Gerhard Hildebrandt

Email: oliver.gautschi@kssg.ch

Email: martin.seule@kssg.ch

Email: dcadosch@gmx.net

Email: marc.land@kssg.ch

Email: jeanyves.fournier@kssg.ch

Email: gerhard.hildebrandt@kssg.ch